In Gesprächen werde ich immer wieder mit der Idee, eine eigene Community aufzubauen, konfrontiert. Die Idee ist reizvoll. Doch die Frage nach der Motivation ist nicht immer dieselbe. Einige versuchen echte Alternativen zu StudieVZ und anderen Plattformen zu bieten, in denen die Daten eigener Schülern und Kindern sensibler behandelt werden, andere glauben, dass das Anbieten einer entsprechenden Infrastruktur ausreiche, um eine lebendige Community zu initiieren, deren Aktivitäten sich positiv auf die eigene Person / Firma auswirkt.
Den Ansatz, den eigenen Schülern eine sichere Umgebung anzubieten, in der sie sich bewegen können, finde ich als Motiv herausragend, wie bspw. in einer der Xing-Gruppen „Kindermedien – Eine Investition in die Zukunft“ diskutiert wird. Mit Communitystrukturen wird jedoch ebenfalls versucht, den Kunden eines Produktes an die eigene Firma bzw. an ein Produkt zu binden. Einige Versuche find ich spannend und interessant, bei andere hingegen habe ich den Eindruck, dass die eigentliche soziale Funktion und der Sinn einer Comunity nur halbherzig verfolgt wird. Spannend sind beispielsweise Funktionen, die Google anbietet. Auf den Seiten der Computerwoche findet man folgende Erläuterungen zu der Funktion Friend Connect: „Friend Connect ist eine praxisorientierte Umsetzung der Programmierschnittstelle (API) OpenSocial. Betreiber einer Website, die per se kein trendiges Social Network ist, können damit ihre Web-Präsenz ohne Programmierkenntnisse um soziale Funktionen ergänzen. […] Google bietet über Friend Connect Dutzende sogenannter Gadgets (von Google und auch anderen OpenSocial-Entwicklern) an, die Site-Betreiber in ihr Angebot übernehmen können. Sie müssen dazu lediglich die von Google bereitgestellten Code-Schnipsel („snippets“) in den Quellcode ihrer Seiten einfügen.“ (Quelle: Friend Connect: Data Portability à la Google, 13.05.2008, Thomas Cloer)
Communities können erstklassigen Service und Informationen bieten, aber auch die Möglichkeit, Kritik zu üben oder sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Ein eigenes aktives Netzwerk aufzusetzen ist eine große Herausforderung und wahrscheinlich nur auf einen längeren Zeitraum erfolgreich, wenn es über den eigenen Bekanntenkreis hinauswachsen soll. Für Schulen kommt eine weitere Herausforderung hinzu. In den großen und erfolgreichen, teilweise auch fragwürdigen Netzwerkplattformen, in denen sich zahlreiche Mitglieder tummeln, sind die Schüler über die Schule hinaus mit Freunden verbunden. Setzt eine Schule eine Community auf, müsste sie diese Vernetzung berücksichtigen. In einem möglichen Netzwerk einer Schule würden sie sich im Rahmen der Schule bewegen. Freunde müssten eingeladen werden und sich (zusätzlich) anmelden, bzw. ist im Hintergrund ständig die Vorstellung, dass die Lehrer zu viel über sie mitbekommen.
Die erste Instanz eines medienkompetenten Umganges der Kinder mit Communities und den darin freigegebenen Daten, sollten erst einmal Gespräche mit den Schülern geführt werden, in denen auf Vorteile aber Nachteile verwiesen wird.
Zudem ist meine Erfahrung, dass eine Community nicht um seiner selbst willen existiert (wenn dann nur ab einer bestimmten Größe). D.h. eine Community benötigt Pflege und einen Sinn. Schritt für Schritt könnten an Projekten die an die Community gebunden werden, Schüler nachhaltig mit der Community vertraut gemacht werden. Dynamiken, die eine gemeinschaftliches Gefühl aufkommen lassen, können jedoch nur bis zu einem bestimmten Grad von Außen durch Anregungen beeinflusst werden. Den Mitgliedern muss Raum zur eigenen Entfaltung geschaffen werden, sowie die Community nach eigenen Bedürfnissen mitzugestalten. Zudem ist es nach meinen Erfahrungen wichtig, dass der Input von außerhalb oder von bestimmten Mitgliedern der Community nicht aufdringlich wird. Ideal wäre die Entwicklung einer Community, inder den Mitglieder immer wieder eine Anregung geschaffen wird, sich selbst nach eigenen Interessen mit einzubringen, ohne dass die Aktivsten penetrant wirken. Allerdings scheint mir dies eine schwierige Balance zu sein.
Die Community um Maschendraht scheint hierin einen guten Umgang gefunden zu haben. In regelmäßigen Zusammenfassungen teilen sie aktuell interessante Diskussionen und deren vorläufigen Ergebnisse mit oder lenken die Aufmerksamkeit auf laufende Aktionen.
Eine Community verstehe ich als einen Teil von einem Netzwerk. Während ein Netzwerk ausufernd ist und versucht nach allen Seiten zu greifen, in dem es nach neuen Andockstellen fahndet, verstehe ich eine Community als eine Gruppierung, die ihre Kräfte auf den Kern fokussiert. Durch Selbstreferenz und Abgrenzung heben sie sich aus dem Netzwerk hervor. Somit bezeichnet sich Maschendraht zwar als Community auf der Willkommensseite, es ist jedoch ein Trugschluß alle Mitglieder von Maschendraht (Maschen) in Form einer Community zu begreifen. Die Plattform ähnelt viel eher einem Netzwerk, dessen Teilnehmer / Interessierte etc… aus nur einer Perspektive beleuchtet werden, während andere Netzwerker von Maschendraht nicht auffallen.