Cache! Wir finden ihn! von Manuel Andrack

Auf Hinweis von Daniel Seitz (mediale Pfade) in meinem letzten Artikel „Wie können kindgerechte Geocaches gestaltet werden? habe ich mich mit dem Buch von Manuel AndrackCache! Wir finden ihn!“ auseinandergesetzt.

Inhalt:

In einer spannenden und kindgerecht geschriebenen Geschichte lässt Manuel Andrack  den Leser an dem Ferienabenteuer der Geschwister Clara (9 Jahre) und Victor (11 Jahre) teilhaben. Beide erleben ihr erstes gemeinsames Geocaching – Abenteuer.

Geocaching hat sich in den letzten Monaten als beliebte Freizeitbeschäftigung immer weiter durchgesetzt. Die Zielgruppe des Geocachings, wie sie auf den beliebten Seiten www.opencaching.de, www.geocaching.de und www.geocaching.com angesprochen werden, sind in erster Linie Erwachsene. Mit dem Buch „Cache! Wir finden ihn!“ von Manuel Andrack sollen gezielt Kinder für diese Freizeitbeschäftigung sensibilisiert werden.

Clara und Victor sollen ihre Ferien auf dem Bauernhof ihres Onkels Michael in der Eifel verbringen. Die anfängliche Skepsis der beiden bezüglich des Aufenthalts auf dem Lande, der Langeweile verspricht, legt sich jedoch schnell. Die beiden Geschwister kommen mit einem GPS-Gerät in Berührung und lernen das Geocaching und seine Besonderheiten kennen.

Nachdem die beiden Geschwister ihren ersten Traditional Cache gefunden haben, machen sie sich sogleich an einen ausgewachsenen Multi Cache heran und geraten im Wettstreit mit anderen Geocachern und somit von einem Abenteuer in das nächste.

Umsetzung mit Blick auf die Zielgruppe:

Die Zielgruppe sind Kinder ab acht Jahren. Das Buch liest sich leicht. In großer Schrift geschrieben, erzählt der Autor in seinem Buchvon dem Ferienabenteuer eines Geschwisterpaares.

Liebevoll gestaltete Illustrationen, entworfen von Patrick Wirbeleit, begleiten das Leseerlebnis.

Das DIN A 5 Format des Buches, lässt sich gut in einer Tasche verstauen und ist mit einer Fadenheftung auch relativ widerstandsfähig.

Kritik:

Immer wieder stoße ich auf Kritiken, die vom fehlenden Realismus im Buch berichten. Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Es fehlt nicht nur an Realismus, sondern auch an der kindgerechten Umsetzung im Umgang mit dem Abenteuern „vor der Haustür“.

Dennoch vertrete ich an dieser Stelle die Meinung, dass es sich bei diesem Buch eher um eine Art Märchen handelt. Da muss ich mich fragen, ist ein Märchen wie „Hänsel und Gretel“, „Peter und der Wolf“ etc. kindgerecht? Nein! Hier werden idealisierte Figuren entworfen, die in der Realität so nicht zu finden sind. In Märchen erleben „Hänsel und Gretel“ ein Abenteuer, welches sie ganz allein ohne elterliche Aufsicht erfolgreich bestreiten.

In Märchen wird übertrieben stilisiert und idealisiert, damit die unterschiedlichen Charaktere sich deutlich voneinander abheben, genauso wie in Manuel Andracks Roman, eine Art modernes Märchen.

Natürlich, empfinde ich es ebenso als unrealistisch wie beispielsweise auf dem Blog vom „struwwelpod„, dass gleich der zweite Cache, den Victor und Clara erfolgreich über mehrere Tage lösen, einer der schwierigsten Cacheformen ist. Auch scheint Victor über geheimes Vorwissen zu verfügen. Ohne jegliche Hinführung lernt er von alleine den Umgang mit einem GPS-Gerät. Ebenso ist nicht nachvollziehbar, woher Victor, der sich vorher noch nicht mit Geocaching auseinandergesetzt hat, weiß, dass man im gefundenen Cache selbst nur mit einem Nickname loggen sollte.

Mit „Dichterischer Freiheit“ wurden auch die Lösungen der Rätsel an den einzelnen Stationen umgesetzt. In der realweltlichen Freizeitwelt findet ein Geocacher Hinweise im Internet bei der Beschreibung des jeweiligen Caches mit welchen Hilfsmitteln  er den Lösungen für ein Weiterkommen auf den Grund gehen kann. Im Buch erfahren Victor und Clara erst vor Ort mit der Besichtigung des Rätsels, wie dieses gelöst werden kann.

Kritisiert werden müsste meinerseits auch, dass die handelnden Akteure im Alter von  elf und neun Jahren alleine über Stunden durch Wälder, Felder und Wiesen laufen.

Internetseite:

Schön finde ich, dass zum Buch eine Internetseite umgesetzt wurde. Weniger schön finde ich im gleichen Atemzug, dass mit der Website ausschließlich das Buch vermarktet werden soll. Der Besucher dieser Website findet auf den Unterseiten immerhin wenige Beispiele kindgerechter Caches. Die Darstellung der kindgerechten Caches wurden meiner Empfindung nach, jedoch nicht mit der gleichen Hingabe verfolgt, wie die Darstellung und Vermarktung des Buches.

Die Erwartung, die bei dem Besucher auf der Startseite geschürt werden, kann der Internetauftritt zum jetzigen Zeitpunkt nicht erfüllen. Mit den Worten:

Schön, dass du hier bist und mit Grips und GPS auf Schatzsuche gehen möchtest! Auf diesen Seiten findest du alle Informationen zum Geocaching und kannst Caches in deiner Region selbst suchen und finden: Mit einer Auswahl besonders empfehlenswerter Caches kannst du gleich loslegen!

Die versprochene Breite und Fülle kann ich auf den nachfolgenden Seiten leider nicht finden. Eine Verlinkung auf www.opencaching.de finde ich zwar, diese ist aber nicht ausreichend.

Schade finde ich ebenso, dass sich die Aufmachung der Internetseite eher an Erwachsene und dementsprechend nicht an die ausgewiesene Zielgruppe des Buches, sondern den berechtigten „Einkäufern“ richtet. Kinder haben auf der Internetseite keinen wirklichen Spaß, auch wenn versucht wird, Kinder über Stories auf der Internetseite, wie „Die Fuß-Fabel zu begeistern. Der Internetauftritt ist von Verlinkung gekennzeichnet, die zum Kauf des Buches animieren sollen, sowie weitere Verlinkungen zu Internetseiten, die Kinder in diesem Alter entweder nicht verstehen oder zum Kaufen verleiten. Leider verstehe ich nicht, dass die Internetseite den begehrten Button „Gecheckt durch frag FINN erhalten hat.

Fazit:

Das Buch ist meiner Meinung nach durchaus empfehlenswert. Wie Bichsnsammler, finde ich es gelungen, dass Kinder in einer schönen spannenden Geschichte zum Geocaching schwelgen können, die sie selbst auch animiert, eigene Caches zu suchen. Neben der eigentlichen Geschichte werden im Sachanhang die wichtigsten Begriffe, Regeln, sowie Hinweise zur richtigen Ausrüstung für die virtuelle Schnitzeljagd erklärt. Der inne liegende Aufkleber für den ersten eigenen versteckten Cache ist nochmal ein weiterer Anstoß.