Wenn einer eine Reise macht …

Die letzten Tage waren vielseitig hinsichtlich jeglicher Denkweise. Nicht nur, dass ich im „Zick –Zack“ Kurs durch ganz Deutschland gefahren bin, sondern auch die Herausforderung an den Geist waren selten so vielseitig und komplex innerhalb weniger Tage.

Angefangen hatte die „Deutschlandreise“ mit der Tagung „Das neue Netz“ in Bamberg.
Immer wieder empfinde ich Zusammenkünfte dieser Art als große Anstrengung, die allerdings mit enormer Kreativitätsfreisetzung und Produktivität und jeder Menge neuer Erfahrungen und Gedanken einhergeht. Ideal war diesmal und da möchte ich an dieser Stelle der Organisatoren Jan Schmidt und Florian L. Mayer nochmals ein großes Kompliment aussprechen, die angenehme Atmosphäre. Mit Humor, Gelassenheit, aber dem Wunsch für ihre Gäste da zu sein, haben sie sich um jegliches Problemchen gekümmert und dabei viel Freiraum gelassen.

Fotos via Flickr
Beiträge vie Technorati (Tag „das neue netz“)
Präsentation via Slideshow

Schnell ging es danach zurück nach Berlin. Radio 1 feierte seinen 10 jährigen Geburtstag und den einmaligen Auftritt des Hexenkessel Hoftheaters in der Biosphäre wollte ich keinesfalls verpassen.

Mit wenigen Stunden Schlaf saß ich auch schon wieder im Zug. Diesmal ging es nach Emden. Das Land wurde flacher und die Gemüter heiterer und ruhiger. Es ist diese Mentalität der Ostfriesen, die Fähigkeit über sich selbst Lachen zu können (bezeichnen sie die Sonnenstrahlen, die durch die Wolken brechen, doch selbst als Sonne, die auf Stelzen läuft und müssen über ihre Begriffe selbst schmunzeln)

und die Gelassenheit, die mich so sehr fasziniert. Durch meinen eigenen ortsansässigen Touristenführer habe ich dieses Land sehr intensiv mit seinem Charme erfahren und gelernt habe ich jede Menge … zum Bsp, dass Knut kein Eisbär sein muss ;), sondern es sich dabei auch um eine Vogelart handelt und viele viele komisch klingende Begriffe im ostfrisischen Platt

Als der Erholungseffekt einzusetzen drohte, zog mich das Landesinnere jedoch wieder weg. Der Weg führte jetzt nach Frankfurt. (Main *hust*) Ein Zufall führte mich an einen Platz, wo ich Bernd H. Ankenbrand kennen lernen durfte. Der Tablet PC hatte unser Gespräch eröffnet, indem wir uns als an „demselben Vorgängen Interessierte“ entlarvten. Beide interessieren wir uns für die Möglichkeiten des Webs und versuchen dieses als Instrument zu nutzen. Er, indem er zukünftige Entwicklungen mithilfe einer kollektiven Intelligenz ableitet und daraufhin die Plattform gexid mit entwickelte. Ich, da ich kollektive Wissensstrukturen untersuche.

In Frankfurt angekommen, empfing mich eine ungewohnte Hektik. Wahrscheinlich hatte mich die Ruhe Emdens mehr in den Bann gezogen, als ich zuzugeben bereit war. Andererseits habe ich selbst in Berlin noch keine solche Geschäftigkeit gepaart mit Hetze, so meine Wahrnehmung, vorgefunden. Als ich nach einer Stunde Suche mein Hotel letztendlich im Rotlichtmilieu fand (vielleicht 50 m davon entfernt), konnte ich mein Unbehagen nicht mehr verstecken. Alles nur für die Netzwerktagung in der zweiten Hälfte dieser Woche.

Spiel der Identitäten

Schon seit längerer Zeit, suchte mich immer wenn ich bloggen wollte, ein Gefühl des Unbehagens heim, etwas das mir sagte „irgendetwas stimmt hier nicht“. Erst seit der Tagung in Bamberg zum Thema „Das neue Netz“ hörte ich die Stimme des Unbehagens deutlicher sprechen. Sie wies mich auf eine Veränderung im Umgang mit dem Internet und dessen Folgen hin. Marc Scheloske verdeutlichte, was schon länger unter der Oberfläche brodelte. Das Web hatte etwas mit mir getan. Auf einmal wusste ich nicht mehr, wer ich war. War ich Jana? War ich gophi? Bin ich beide? Wer bin ich überhaupt in dieser digitalen Welt? Die Grenzen diffundieren mehr denn je.

War ich doch ursprünglich mit der Idee ins Web gegangen, mich dort in einer virtuellen Identität als Forscher zu betätigen. „go-phi“ sollte das virtuelle Pendent, der Übergang in eine andere Welt symbolisieren.

Das Netz hat sich jedoch verändert, seine Möglichkeiten neu entdeckt und mit dieser Veränderung ist eine neue Dynamik hervorgekommen, die mein Verständnis von Realität und Virtualität wieder in Frage stellt. Die Virtualität des Webs drängt sich mehr denn je in das reale Leben. Es wird über reale Erlebnisse und Gefühle gebloggt, das reale Leben wird gedoodelt und der Google-Lifestile ist „in“.

Ich bin im Web nicht mehr nur gophi und kann mich auch nicht mehr länger hinter diesem Pseudonym verstecken. Das ist mir deutlicher denn je bewusst geworden.