Was waren eure positiven Erfahrungen im Distanzlehren im Schulkontext Anfang/Mitte Januar 2021?

Anfang Januar ist in vielen deutschen Bundesländern die Schule in das Jahr 2021 unter besonderen Bedingungen gestartet. Aufgrund der Verlagerung des Unterrichts in den digitalen Raum hinein, setzten viele Schulen remote bzw. digitales Lernen bzw. Unterricht um. 

Anfang / Mitte Januar entdeckte ich folgende Anfrage von @Tob_Sch im Twitterlehrerzimmer. Der Fokus dieser Anfrage auf positive Erfahrungen, bzw. Schilderungen konstruktiver Ansätze auf Herausforderungen hat mich in dieser Umfrage besonders angesprochen. Dieser Ansatz kann meiner Meinung nach zu verschiedenen Handlungsansätzen führen und inspirieren. Danke für diesen Impuls @Tob_Sch.

Aus Interesse habe ich mich mit den etwa 200 Antworten eine Ebene (von mehreren) tiefer auseinandergesetzt und diese Ergebnisse bzw. Sammlungen möchte ich hier gerne mit euch teilen. Doch zuvor noch ein paar Hinweise:

Allgemeine Hinweise:

  • Mit der rein deskriptiven Darstellung der Ergebnisse der Auswertung wird keine Interpretation der Ergebnisse vorgenommen
  • Lediglich die Tweets vom 11.01. (7:07 am) – 14.01.21 (7pm) werden einbezogen
  • Die Tweets und somit die Ergebnisse sind nicht repräsentativ
  • Werbeantworten wurden so weit erkannt, aus den Ergebnissen herausgerechnet

Antworten:

Beteiligte Bundesländer (berücksichtigt wurden direkte Antworten) 

Anmerkungen:

  • Inwieweit ist eine solche regionale Erhebung sinnvoll, da schon große Unterschiede von Schule zu Schule innerhalb einer Stadt existieren?
  • Wird nicht eher das Netzwerk der Verbreitung des Aufrufs (Tweets) abgebildet?
  • Berücksichtigt wurden nur Ergebnisse, die auf ein Bundesland Deutschlands verweisen.

Wer hat sich beteiligt?

Anmerkung:

  • Angaben wurden aus dem Profil genommen und/oder der Darstellung des Inhalts

Welche Schwerpunkte und didaktische Methoden wurden in den Tweets (direkt) explizit benannt? (N=223)

Wie hat sich der Unterricht seit April 2020 weiterentwickelt?

Laut der Umfrage des Schulbarometers haben Lehrende und Schulen seit Beginn der COVID-19 Pandemie viel dazugelernt: Digitale Tools werden vermehrt eingesetzt, viele Schulen arbeiten mit Lernplattformen. Es fehlen aber weiterhin verbindliche didaktische Konzepte, Support und Hardware.

In Deutschland wurden im Dezember 2020 / Januar 2021 zum zweiten Mal die Schulen mehrheitlich auf remote learning umgestellt. Das war 300 Tage nach den Schulschließungen im März 2020, wo viele von der Umsetzung von Präsenz- auf remote learning überrascht wurden. 

Wie hat sich der Unterricht seit April 2020 weiterentwickelt? Mit welchen Herausforderungen setzen sich Lehrende aktuell auseinander?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, wurde eine Forsa-Umfrage von der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der ZEIT in Auftrag gegeben. Befragt wurden insgesamt 1.015 Lehrende aus Grundschulen, Haupt-, Real-, Gesamtschulen, Gymnasien und Förderschulen. Der Befragungszeitraum war vom 9. bis 15. Dezember 2020 und wurde als Online-Befragung umgesetzt (Die Erhebung erfolgte weitgehend in den Tagen vor der Verkündung der Beschlüsse eines neuen „Lockdowns“ am 13. Dezember.).

Ich selbst beteilige und engagiere mich selbst seit April 2020 in verschiedenen Formaten (Weiterbildung und individuelle Unterstützungsangebote) um Lehrende in dieser Situation zu helfen. Da ich selbst über mehrjährige Fernlehrerfahrung verfüge (allerdings mit Erwachsenen), kann ich didaktische Konzepte und Ideen, als auch technisches Grundlagenwissen weitergeben und mich mit Lehrenden zugleich über ihre Erfahrungen mit ihrer Zielgruppe austauschen.

Zusammenfassung:

Anfang April 2020 wurde eine erste Befragung zur Situation an den Schulen umgesetzt. Aus ihr ging hervor, dass sich “Schulen haben sich auf den Weg gemacht und sich vor allem im Online-Unterricht weiterentwickelten. Sie zeigt zugleich aber auch, dass noch vieles auf der Stelle tritt.”(Kuhn13.01.2021)

  1. Die Umfrage im Dezember 2020 zeigt, dass sich etwa die Hälfte der Lehrenden mit digitalen Tools und Lernumgebungen zur Unterrichtsbegleitung und -unterstützung auseinandersetzen.
  2. Allerdings hat die Umfrage auch ergeben, dass 39% der Lehrenden weder die Erfahrungen ihrer Schüler*innen noch die der Eltern in eine Konzeptentwicklung für das Schuljahr 2020/21 berücksichtigt haben.
  3. Die Ergebnisse der Folgebefragung sind von Ambivalenz gekennzeichnet. Einerseits setzen Lehrende digitale Tools vermehrt in der Unterrichtsgestaltung ein.
  4. Andererseits haben Schulen in dem Zeitraum von 8 Monaten nur wenige verbindliche Konzepte digitaler Lehre etabliert.
  5. 40% der befragten Lehrenden gaben an, dass diese über keine Strategie verfügen während des digital geprägten Unterrichts zu den Schüler*innen, als auch den Eltern aufrecht zu erhalten.
  6. 57% der Befragten gaben an, dass es an Kompetenzen der Lehrkräfte in der Anwendung digitaler Lernformate mangele,
  7. und 58% fühlen sich nicht ausreichend über den Datenschutz informiert.

Herausforderungen

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  • Wenig Planbarkeit (79%): höchster Anteil in der Gruppe der unter 40 Jahrigen (85%)
  • Zu hohes Arbeitspensum (74%): höchster Anteil in der Gruppe der 40-49 Jährigen (79%)
  • Sorge um die Gesundheit (72%): höchster Anteil in der Gruppe der unter 40 Jahrigen (74%)
  • Zunehmende Entgrenzung von Arbeit und Freizeit (66%): höchster Anteil in der Gruppe der unter 40 Jahrigen (75%)
  • Mangelnde Unterstützung beim Wechsel- oder Fernunterricht (61%): höchster Anteil in der Gruppe der unter 40 Jahrigen (63%) und der 40-49 Jährigen (63%)
  • Fehlende Qualifikation (44%): höchster Anteil in der Gruppe der 60 Jährigen und älter (48%)

Herausforderungen im Wechsel-, Hybrid- bzw. Fernunterricht

  • die Unterstützung der Schüler*innen in Problemlagen sicherstellen (58%)
  • individualisierte Rückmeldungen für alle Schüler*innen sicherstellen (56%)
  • individualisierte Arbeitsaufträge für alle Schüler*innen bereitstellen (55%)
  • die emotionale und motivationale Unterstützung der Schüler*innen sicherstellen (49%)
  • Durchführung von (Abschluss)prüfungen (46%)
  • Erreichbarkeit von Schüler*innen (31%)

Nutzung digitaler Formate

Die Forsa-Umfrage zeigt ebenso auf, dass Lehrende (44%) davon überzeugt sind, dass durch COVID-19 zu langfristig positiven Veränderungen an ihrer Schule führt. Mit 50% am stärksten vertreten ist diese Ansicht bei Lehrkräften von Haupt-, Real- und Gesamtschulen. 69% der Lehrenden wollen zukünftig die neu erworbenen Kompetenzen einer digitalen Unterrichtsgestaltung weiterhin einsetzen. 53% der Lehrenden wollen ihre Schüler*innen zusätzlich mehr in die Verantwortung nehmen. 49% der Lehrenden haben jedoch auch die Hoffnung, dass nach der Pandemie die alten Routinen und Lehr- und Lernformate wieder aufgegriffen werden können. 

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Kommunikation und Betreuung im remote Unterricht

Die an der Befragung teilgenommenen Lehrenden wurden gebeten anzugeben, wie sie mit ihren Schüler*innen bzw. Eltern kommunizieren (würden).

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  1. Ein Großteil der Lehrenden würde per E-Mail (79%) oder
  2. über digitale Lernplattformen (73%) kommunizieren,
  3. mehr als die Hälfte darüber hinaus über das Telefon (58%).
  4. Mehr als jeder Vierte würde außerdem in Papierform (29%) und/oder
  5. über die schuleigene Website (27%) mit Schüler*innen und Eltern kommunizieren.
  6. 22% der Lehrenden würden soziale Medien bzw. Messengerdienste nutzen.

„Digitale Lern- und Arbeitsplattformen würden an weiterführenden Schulen deutlich häufiger genutzt als an Grund- und Förderschulen, dort hingegen deutlich häufiger Telefon und insbesondere die „Papierform“. Lehrerinnen würden häufiger als Lehrer Telefon und Papier für die Kommunikation mit Eltern und Schülern nutzen, Männer hingegen etwas häufiger digitale LernPlattformen, was aber auch mit der Geschlechterverteilung an den verschiedenen Schulformen – insbesondere den Grund- und Förderschulen – zusammenhängt.“ (Schulbarometer 2021, S.26)

Quellen:

  1. forsa (21.12.2020), Das Deutsche Schulbarometer, Spezial Corona-Krise: Folgebefragung
  2. Kuhn, A. (13.01.2021), Sind Schulen jetzt besser auf den Fernunterricht vorbereitet?