Die Krise als Motor der Weiterentwicklung nutzen: Flächenweite Umsetzung von Distance Learning in Kalifornien in allen Schulklassen

Ich bin beeindruckt mit wieviel positiver Energie, Kreativität und auch gegenseitiger Unterstützung die Lehrenden ihre Schüler*innen in Kalifornien in den letzten Wochen begleiteten und nicht allein lassen wollen. Natürlich lese ich auch immer wieder Stimmen, die Überforderung, Desorientierung und Hilflosigkeit ausdrücken und zwar auf Seiten der Eltern, der Lernenden und der Lehrenden.

Ida B. Wells High School ist eine öffentliche High School in San Francisco, Kalifornien, in der Nähe des Stadtviertels Hayes Valley. Die Schule gehört zum San Francisco Unified School District (SFUSD).

Die Situation, der flächenweiten Schulschließungen durch COVID-19, war und ist weiterhin eine Herausforderung für alle.

Der Antriebsmotor aller Beteiligten scheint mir überwiegend aus einer Kombination mehrerer Ansätze zu bestehen: eigenem Willen, Kreativität, Realitätsanerkennung und Pragmatismus. Zugleich wird zugelassen und verstanden, dass in dieser Situation kein perfektes Lehr-Lern-Szenario umgesetzt werden und wahrscheinlich auch nicht jede*r Schüler*in erreicht werden kann, auch wenn es versucht und dafür sehr energisch gekämpft wird.

Bis zum Ende des Schuljahres 2019/2020 bleiben die Schulen in Kalifornien geschlossen (Link: EdSource). Aus dieser klaren Ankündigung entwickelten die öffentlichen Schulen aus der Not heraus ihr Konzept im Format von Distance Learning weiter. In dem nachfolgendem Beitrag gehe ich lediglich auf meine Wahrnehmung der Entwicklung an öffentlichen Schulen im San Francisco County (SFUSD), mit etwa 124 Schulen, ein.

Die privaten Schulen (116) haben einen ganz unterschiedlichen Umgang mit der Situation. Viele private Schulen, die bisher noch über keine Distance Learning Konzepte verfügten, entwickeln ähnliche Ansätze. Nicht wenige Privatschulen besitzen schon sehr weit entwickelte Distance Learning Formate, die in ihrer Philosophie mit verankert sind. Wenige Ausnahmen haben sich dazu entschlossen keinen Unterricht anzubieten.

Die besonderen Herausforderungen in der Umsetzung von Distance Learning in Schulen scheinen mir folgende zu sein:

  • Die Gestaltung des Online Unterrichts ist insbesondere für jüngere Schüler*innen herausfordernd.
  • Der Zugang zu Mahlzeiten, der insbesondere für Schüler*innen aus einkommensschwachen Familien essentiell ist, soll weiterhin gewährleistet sein.

Wie wurden die ersten Wochen genutzt?

Mit der Ankündigung der Schulschließungen bis zum Schuljahresende, verliefen die ersten Wochen oftmals etwas chaotisch, aber kreativ und letztendlich wurden diese Wochen auch zur Vorbereitung genutzt.

Zum Einem wurden Materialien manchmal willkürlich auf die Schnelle zusammengestellt, die den Schüler*innen in den ersten beiden Wochen helfen sollten, sich mit dem Unterrichtsstoff auseinander zusetzen (bspw. in Form von Linksammlungen).

Fehlende Geräte wurden bereitgestellt und Hotspots für einen Internetzugang, insbesondere für die Familien, die sich bisher keinen Zugang leisten konnten, installiert. (Was nicht bedeutet, dass alle Schüler*innen aktuell über ein Gerät bzw. Internetzugang verfügen.)

Darüber hinaus wurden die ersten Wochen genutzt, um ein Distance Learning Programm aufzustellen, welches auch nach Corona weiterhin eingesetzt werden kann. An dieser Entwicklung waren mehrere Instanzen beteiligt. Die nachfolgenden Screenshots zeigen ein Beispielmuster für einen möglichen Tagesplan für Middle und High School Schüler*innen

  1. Das Departement of Education hat Richtlinien (Handlungsvorschläge) entwickelt, die als Orientierung dienen. Bei den Handlungsvorschläge werden den Lehrenden Freiheiten in der Umsetzung gegeben und zudem mit Best Practice Beispielen veranschaulicht. Ein 45-seitiger Leitfaden  empfiehlt vier Stunden täglichen Unterricht, entweder zusammen oder getrennt, mit regelmäßiger Interaktion und Bürozeiten, die je nach Klassenstufe aufgeschlüsselt sind.
  2. Lehrende wurden/werden über Online Webinare (Link)  weitergebildet, um virtuelle Kurse zu erstellen, mit Kollegen zusammenzuarbeiten und sich aus der Ferne mit ihren Schüler*innen zu beschäftigen.
  3. Eine Video-Austauschplattform, auf der Mitarbeiter*innen über ihre Erfahrungen sprechen, nach Ratschlägen fragen können wurde umgesetzt.
  4. Ein Service für verschiedene Anliegen wurde etabliert, bei denen sich Lehrende technologische, didaktische und weitere Unterstützungen, telefonisch, per E-Mail, etc. bei Bedarf einholen können.
  5. Es wurden Online Umgebungen in Kooperation/Kollaboration mit Didaktiker*innen (Instructional Designern), Techniker*innen, Lehrenden, Administrator*innen umgesetzt.

Die öffentlichen Schulen versuchen mit dem Distance Learning Programm die individuellen Zugänge zu den Online Umgebungen der Lernenden mit ihrem Familien abzubilden, indem sie verschiedene Optionen des Lernens berücksichtigen. Diese sind in der nachfolgenden Grafik zusammengefasst:


Quelle: https://www.cde.ca.gov/ls/he/hn/distancelearning.asp

Das Distance Learning Programm für Schüler*innen berücksichtigt:

  • Einen Vorschlag in Form einer Tageseinteilung: Die Schüler*innen nehmen jeden Tag an mindestens einer strukturierten akademischen Unterrichtsstunde und einer sozial-emotionalen, gemeinschaftsbildenden Unterrichtsstunde teil, die von ihrem eigenen Klassenlehrer digital vorgetragen wird.
  • Den Beginn des gemeinsamen Schultag mit einem online Meeting, um virtuell in Kontakt mit Mitschüler*innen und Lehrende zu treten.
  • Ein Angebot individuelle Sprechstunden mit den Lehrenden.
  • online gegebene Impulse, mit denen Lehrende ihre Schüler*innen zum selbständigen Lernen motivieren, um dann abschließend sich über das Ergebnis zu reden (Kombination aus Fernunterricht und/oder Selbststudium).
  • Individuelle virtuelle Unterstützung bei Verständnisproblemen.
  • Die Zeit, die Schüler*innen online (oder auch Screentime) vor dem Rechner verbringen, soll so gering, wie möglich gehalten werden.
https://abc7news.com/video/embed/?pid=6094036

Wie sind eure Erfahrungen in der Zeit, in der die Schulen geschlossen waren?

Quellen:

Hybrid meetings in Distance Education

The following text describes my approach to implementing a hybrid meeting in a distance learning context. First, I explain my understanding of a hybrid meeting (1), then my target group (2), followed by my concept (3) and, finally, my experiences when I implemented this concept into a real-life situation (4).

  1. What is a hybrid meeting?

Hybrid meetings are an important concept for work processes of the future (these are already current international work processes, with the exception of Germany). A hybrid meeting combines a traditional “live” in-person meeting with a “virtual” online component. The biggest challenge in a hybrid meeting is the communication design. For example, how do I communicate effectively with the distant participants as well as those in front of me in the room? How can I create the exchange of ideas and communication between participants at the different locations? In my role as a moderator, I am the link between the live participants and the virtual participants.

The attention span of the distant participants is shorter than that of the present participants, therefore the individual speakers must show more commitment than in a face-to-face conversation. They must acknowledge remote attendees and look at the camera. The loss of physical connection requires speakers to develop new skills to engage. So, the participants and especially the moderator (myself) must pay attention to the camera, and remember there are interested people on the other side of it.

      2. Hybrid meetings in higher education

In the semester (WS2018/2019) I offered a hybrid PV (classroom event) to my students at the FernUniversität in Hagen. The aim was to enable my students to get in contact with other students, to get to know each other, to exchange ideas and to collaborate. Creation of connection between students is a big challenge in distance education.

Preparation and planning are very important for this kind of meeting set up. A clear and transparent structure is necessary for the orientation of the students and organizer.

In my hybrid meeting, phases of collaborative work on-site (at the regional center of the FernUniversität in Hagen) consisted of alternate virtual presentations and discussions in large groups. Three regional outpost centers/campuses (Berlin, Munich, and Hagen) were included. The event took place over two days. During planning of this meeting, I considered the experience of my students, both present in the room as well as my virtual students, who were present via different regional centers/campuses online.

I wanted to give the students the experience that they could learn to motivate themselves for different learning processes at any time. For this reason, I chose to implement the hybrid meeting with low-level technology, (although we also have two high tech rooms for hybrid events at the FernUni). The opportunity to create a meeting, thereby, becomes easily accessible to students for future use.

        3. My concept of a hybrid meeting

Before the meeting starts, I informed the students (20 students were present) about the technical basics of the event and appointed a technical manager for each location. With a hybrid meeting, presentation material including slides, video and other background information needs to be pre-prepared, loaded onto the web streaming portal and tested in advance. I used the same curricula for my online audience and my in-room audience.

The tasks of the participants are to use their pre-existing knowledge and transfer it to personal experiences and concrete applications during the hybrid meeting. The content of the hybrid meeting consists of three tasks, which increase in difficulty, as their learning support services are gradually reduced. The 4C/ID model (van Merriënboer & Kirschner, 2013), as well as the five-step model according to Salmon (2013), serves as a theoretical basis for this process.

The 4C/ID represents a model that, in order to increase the transferability of skills, trains students in authentic learning environments. Learning tasks, support resources,new knowledge and, if necessary, the training of simple partial skills (part-task practice) are the main building blocks of the didactic model, which are further developed by the moderator and by the learner (van Merienboer & Kirschner, 2013, p. 12; Ifenthaler & Eseryel, 2013, p.418). Similarly, according to Salmon (2013), in the five-step model, the teacher’s support in online learning processes (e-tivities) decreases.

All three tasks, which are worked in hybrid PV, can be described in general terms as processes of elaboration and subsequent presentation (via Adobe Connect), which build on one another. The elaborations take place as collaborative and cooperative processes.

During the first task, the processing and approach are strongly supported in terms of structure and content, whereas, by the third task, this support service is almost completely omitted.

        4. My experiences and questions

During the hybrid meeting, I learned to endure silence and chaotic discussion. There were minutes when nobody spoke, and I felt I should speak for them. There were also minutes when I thought I should intervene in the chaos of the conversation. But two, three minutes wait on my part brought the communication back into flow. Trust in the abilities of the students, and personal composure, are important key elements.

As a final note, e-learning experts suggest that broadcast sessions shouldn’t be longer than 30 minutes. Not all the content presented at a live event is suitable for a remote audience. Professionals with experience creating hybrid events say that they often adapt the content of their face-to-face events to the needs of there mote audience by, for example, offering shorter sessions.

References:

  • Ifenthaler, D., & Eseryel, D. (2013). Facilitating complex learning by mobile augmented reality learning environments. In Reshaping Learning (pp. 415–438). Springer.
  • Merriënboer, J. J. G. van, & Kirschner, P. A. (2012). Ten Steps to Complex Learning: A Systematic Approach to Four-Component Instructional Design (2 edition). New York: Routledge.
  • Salmon, Gilly (2013): E-tivities. The Key to Active Online Learning. New York & London: Routledge. Second Edition

Weihnachten steht vor der Tür: #12von12 im Dezember

Gestern war der Zwölfte Tag im Dezember und ich wollte in diesem Monat wieder einmal an der mir sehr sympathisch erscheinenden Aktion #12von12 teilnehmen. Zwölf Bilder, die den Alltag des Zwölften des Monats wiedergeben.

 

Dem ersten FernUniCamp folgt ein zweites

„Wie wollen wir Fernlehre künftig gemeinsam gestalten? Welchen Einfluss auf die Fernlehre geben wir digitalen Medien?“ Um diese Fragen zu diskutieren, hatte das Lehrgebiet Mediendidaktik der FernUniversität (Prof. Dr. Theo Bastiaens) Studierende, Beschäftigte und Interessierte zum ersten FernUniCamp (einer der ersten Artkel dazu im Blog) nach Hagen eingeladen. Das Motto „Alles digital oder was? Bildung und Fernlehre im digitalen Zeitalter“ (Link zum FernUniCamp Blog) zeigte 32 Teilnehmenden den aktuellen Stand und den Einfluss der Digitalisierung auf die Fernlehre auf. Und wagte einen Ausblick in die Zukunft: Wie wird sich die Fernlehre im weiteren Verlauf der Digitalisierung entwickeln.

Als Format hatten die Veranstalter das sogenannte Barcamp gewählt. Ein Barcamp ist eine offene Tagung, deren Ablauf und konkrete Inhalte die Teilnehmenden erst am Veranstaltungstag selbst entwickeln. Bereits im Vorfeld nutzten sie verschiedene Social-Software-Kanäle, um sich über Themen und Ideen auszutauschen. So wurde auf Facebook und Twitter über das Barcamp diskutiert und in Google-Docs Session-Themen gesammelt. Das aufgesetzte Blog zum FernUniCamp diente während des gesamten Zeitraums der Vorbereitung, Umsetzung und Nachbereitung. Das Organisationsteam setzte weitere Social-Media-Plattformen als Satelliten ein, um die Veranstaltung bekannt zu machen, beispielsweise Twitter (@fernunicamp), Facebook und Instagram. Via Hashtag #fernunicamp16 gelang es, Teile der Diskussion sowie einzelne Streams (per Livestream auf Periscope) aus den Sessions nach außen zu tragen.

Aktivitäten auf Twitter unter dem #FernUniCamp16

Aktivitäten auf Twitter unter dem #FernUniCamp16

„Schon am Tag vor dem Barcamp hatten wir mehrere Workshops angeboten, um die Teilnehmenden in einem ersten Schritt auf die Gestaltungsmöglichkeiten dieses offenen Veranstaltungsformats vorzubereiten“, sagt Jana Hochberg. Ihr Fazit zum ersten FernUniCamp: „uns ist es gelungen, den Teilnehmenden einen Rahmen anzubieten, der zu einem offenen Austausch motivierte und auch angenommen wurde. Die FernUniCamper sind mit vielen Impulsen nach Hause gefahren und forderten eine Weiterführung ein.  Das ist eine tolle Bestätigung und Motivation für uns.“

Nach dem Camp ist vor dem Camp: Auch nächstes Jahr wird es am 08./09. September wieder ein FernUniCamp17 an der FernUniversität geben – zum Austauschen und Netzwerken rund um die digitale Fernlehre.